Erster Kuss

Dornenzerkratzt, bis auf die Knochen erschöpft, kaum noch Kraft einen Fuß vor den anderen zu setzen, schleppte sich der Prinz in die Kemenate der Königin…. Der Königin! Niemand hatte es bisher geschafft, niemand der versucht hatte sie zu erreichen, sie anzusehen, gar zu berühren, war je heil zurückgekommen. Welch Todesmut trieb ihn nur dazu?

Noch einen Herzschlag von ihr entfernt, verwirrt, betäubt von ihrer Schönheit, schloss er seine Augen. Ihre scharfbekrallten Hände seinem Herzen näher kommend, ihren verschlingenden Mund, sah er nicht. Erahnte sie nur, unfähig sich zu rühren, konnte er nur geschehen lassen. War dies sein Ende?

Ein Stupsen, eine sanfte Hand auf seiner Wange.

Zögerlich öffnete er seine Augen, sah in ein lächelndes, erstaunt wirkendes Gesicht. „Was schaust Du mich denn so an? Als wär’ ich ein Monster.“

Keine Krallen, kein Verschlingen.

Nur der Geschmack prickelnder Süße auf seinen Lippen, die sich langsam in ihm ausbreitete.

 

Bemerkung:

Im Rahmen eines Flash-Fiction Schreibwettbewerbs entstanden. (Erklärung Flash-Fiction siehe Wikipedia )

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